Geradeaus sollst Du gehen

Yesss! Die Gedult hat sich gelohnt. Jetzt stimmt die Richung.

Gestern hab ich mit Robert noch darüber nachgedacht, wie ich sichergehen kann, dass der Hals im korrekten Winkel eingeleimt wird. Danke Robert! Du hast mich zu der Idee gebracht, zwei Stücke Richtschnur als Pseudo-Saiten einzusetzen und damit die Richtung zu kontrollieren. Die schnell durchgeführte Probe aufs Exempel zeigt — es passt! Sowohl der Neigungswinkel, als auch Längsachse stimmt millimetergenau! Yippee!

Der Termin steht — am Osterwochenende wird der Hals eingeleitet.

Noch sind Sattel und Brücke nicht ausgearbeitet. Das ändert Lage der Saiten noch um ein ganzes Stück. Ich darf mich an dieser Stelle nicht zu früh sicher fühlen, dass alles passt. Durch das Einpassen sitzt die Brücke um drei Millimeter tiefer. Wenn ich später die Saiten spanne, erhöht sich die Kraft, die auf Hals und Decke einwirkt. Damit wird die Brücke auch noch ein Stück nach unten gedrückt. Ich kann den oberen Teil, in dem der Steg sitzt nicht unendlich hoch schrauben. Trotzdem — so wie es jetzt aussieht, glaube ich dass es letztendlich passen wird. Ein schönes Ostergeschenk!

Klarlack streichen oder sprühen?

Pinsel oder die alte Badger? Wer die Wahl hat …

Man lernt nie aus. Die ersten Schichten Klarlack hab ich ganz klassisch gestrichen. Während dem Streichen glaubt man, dass man gerade die Gitarre ruiniert, aber nach einer guten Stunde hat sich der wasserbasierte Klarlack relativ glatt gezogen und man ist erstaunt über das passable Ergebnis.

Die einzelnen Schichten sind allerdings hauchdünn. Beim Glattschleifen mit Nassschleifpapier bin ich immer wieder in die färbende Schicht gekommen. Dann hab ich retuschieren müssen. Da ich ja dazu neige Werkstücke zu verschlimmbessern, ist mein Plan noch ein paar Schichten aufzutragen und erst dann wieder zu schleifen. Außerdem wäre noch eine Möglichkeit von 1000er gleich auf 3000er zu wechseln.

Aus der Entfernung sieht es gut aus, doch leichte Pinselspuren bleiben immer übrig.

Ich werde einige Lackschichten mit der alten Badger Modellbau-Spitzpistole auftragen. Das habe ich gerade mal am Hals ausprobiert. Das Ergebnis ist anders, aber nicht schlechter. Mal sehen, ob ich so eine Oberflächengüte erzielen kann, die man bei einem Instrument erwartet.

Brown Sugar

Die erste Schicht Lack ist drauf

Das ist der Moment, auf den man lange wartet: Die erste Schicht Lack lässt ahnen, wie es mal aussehen wird. Anfeuern nennt man, wenn mit Beize und/oder Lack die Maserung von Holz hervorgehoben wird. Nun — man sieht hier natürlich, dass es sich nicht um hochwertiges Holz handelt. Für mich spielt das hier nicht so die große Rolle.

Die Gitarre ist zwar dunkler geworden, als ich ursprünglich geplant hatte, aber ich bin trotzdem sehr zufrieden. Das Abkleben mit dem hochwertigen Band hat sich total gelohnt. Die Bindings sind sauber geblieben und die Farbe ist nicht unter das Klebeband gesickert. Damit die Bindings etwas von ihrer neuen, weißen Farbe verlieren, hab ich einen Tropfen vom Braun in den Klarlack gegeben. Das sollte das harte Weiß ein bisschen altern lassen.

Fast schon wieder schwarz

Fertig angeklebt. Jetzt geht‘s los

Mein Herz ist fast in die Hose gerutscht, aber auf der anderen Seite bin ich auch total gespannt. Ich fange mit der Rückseite an. Das Brasil Brown verdünne ich anfangs mit etwas Wasser. Die Farbe gefällt mir. Die Übergänge sind aber nicht ganz einfach zu wischen.

Einen relativ großen Teil möchte ich sehr dunkel haben. Der Farbverlauf gelingt so lala. Die Fasern vom Holz stellen sich etwas auf. Der Ballen bleibt daran etwas hängen. Jetzt ist die Gitarre ziemlich dunkel geworden. Durch das Abschleifen wird das Ganze wahrscheinlich wieder etwas heller.

Zeit für Farbe

Mit schmalem Abdeckband klebe ich die Bindings ab

Ich bin ziemlich nervös. Der nächste Schritt sollte klappen. Denn jetzt kommt die Farbe drauf. Ich nehme meinen ganzen Mut zusammen und Klebe alle Teile, die keine Farbe abbekommen sollen mit speziellem Lackierer-Abdeckband ab. Da es nur 3 mm breit ist, kann man es gut um enge Kurven kleben. Das PVC-Band wirft dabei keine Falten.

Hoffentlich kriecht die Farbe nicht unter das Klebeband

Viele kleine Baustellen

Sie müesset sich halt zwengä. Die Schraubzwingen und ein schweres Gewicht fixieren lose Zargenteile

Es gibt noch so viele kleine Dinge zu tun. Eigentlich wollte ich mich so langsam an die Farbe machen, aber beim genauen Hinschauen gibt es noch mehrere kleine Defekte. Einiges sind nur kleine Spalten zwischen Holz und Bindings. Das kann man gut mit etwas selbst gemachtem Holzkit füllen. Den macht man aus Holzstaub und Sekundenkleber. So wird es zumindest von vielen Gitarrenbauern auf YouTube-Kanälen empfohlen. Die leichten Ablösungen der Zarge Leime ich lieber mit Fischleim. Dazu spanne ich die Fehlstellen mit zwei kleinen Zwingen fest. Rechts am Halsblock ist die Zarge auch etwas locker. Hier stelle ich einfach ein schweres Gewicht drauf. Morgen ist alles wieder fest. Die Wartezeit überbrücke ich mit ein paar Detail- und Schönheitsarbeiten am Hals. Wäre schön am Wochenende die Farbe drauf zu haben.

Nur echt mit dem Irrtumszertifikat

Hals setzen die zweite.

Es wäre kein echtes Wittner-Projekt, wenn ich mich nicht wenigstens einmal ordentlich vertuen würde. Der Halswinkel war ein gutes Stück zu steil. Als ich das lange Lineal auf den Bünden lag schwebte es einen knappen Zentimeter über dem Sattel. Also kam noch einmal schweres Gerät zum Einsatz: Säge, Stechbeitel und grobes Schleifpapier auf einen Aluminiumblock. Ich hab den Hals richtig ausgerichtet, neu angezeichnet und den kleinen Keil runtergesagt. Eine kurze Kontrolle zeigte, dass die Richtung jetzt stimmt. Mit dem Stechbeitel hab ich die sägeraue Oberfläche etwas nachbearbeitet und danach mit dem Schleifblock plangeschliffen.

Langsam und kontrolliert habe ich die Rückseite der Halspassung nachgeschliffen. Zug für Zug glättet sich die Fläche und der Halswinkel nähert sich immer mehr dem angepeilten Ziel.

Wer sagt‘s denn? Das passt doch jetzt ganz gut. Nur noch wenig und ich bin am Ziel — dieses Mal wirklich.

Die Zeichen der Zeit

Scheinbar bin nicht nur ich interessiert. Framus bringt ein altes Schlaggitarrenmodell wieder auf den Markt.

Letzte Woche kam die neue „Gitarre und Bass“ raus und ich dachte, ich hab ein Déjà-vu: Framus bringt die früher beliebte 5/51 Studio wieder auf den Markt. Vielleicht wird das Thema Schlaggitarre/Archtop ja nochmal ein Trend.

Schlechtes Wetter, ist gut für die Gitarre

Dreck der der Jahrzehnte auf den Bindings

Zuerst ein wenig Frühjahrsputz: die Bindings der F-Löcher sind noch sehr schmutzig und tragen die Reste der alten schwarzen Lackierung. Etwas Schleifpapier bringt Abhilfe. Um die kleinen Radien glatt zu schleifen, wickle ich es um eine Halbrundfeile, damit ich eine gute Auflagefläche habe. Nach einer halben Stunde intensivem Rubbelns, sieht es schon ganz anders aus.

Die kleinen Radien halten auf.

Mein Angstgegner: Der Halsansatz

Zeit hatte ich heute genug, also hab ich mich noch einmal dem Hals gewidmet. Noch passte der Schwalbenschwanz nicht so gut ineinander. Ich arbeitete mich zu der eingezeichneten Bleistiftlinie vor, die den neuen Winkel markierte. Verschiedene Feilen, ein kleines Stemmeisen und jede Menge Vorsicht, haben mich heute Nachmittag fast zum Ziel geführt. Der Hals sitzt ziemlich gut an Ort und Stelle. Selbst die Asymmetrie der Halstasche hab ich ganz gut ausgleichen können. Nur noch ein wenig Arbeit und das Einleimen ist vorbereitet. Ein bisschen Stolz bin ich schon.

Auf dem Weg zum Sunburst

Die Farben sind gestern eingetroffen. Brasil Red und Schwarz. Ich hatte überlegt auch noch Siena gebrannt dazu zu holen. Der erste Versuch auf meinem Versuchs-Sperrholz stimmt mich jedoch zuversichtlich, dass der Tobacco Sunburst mit den beiden Farben gut zu realisieren ist. Außen soll es sehr dunkel werden und zur Mitte hellbraun.

Die beliebte Schmincke Aero Color. Super für Airbrush-Arbeiten

Den Latexhandschuh angezogen, ein Stückchen aus einem alten Geschirrhandtuch, ein paar Tropfen aus der Pipette und los gehts. Schnell zeigt sich, dass Brasil Red die richtige Wahl ist. Der schnell aufgewischte Farbverlauf kommt dem, was ich mir vorstelle sehr nahe.

Wer hätte es gedacht. Zwei Farben führen zum Ziel.
Rubbel das Brett! Der Meister an der Arbeit.